Mein Kopf ist voll. Gedanken schwirren umher wie lästige Mücken im Sommer. Sie saugen mich aus, erzeugen eine Schwere, die kaum auszuhalten ist. Ich möchte schreiben, doch wenn ich mich an meinen Arbeitsplatz setze, verstecken sich die Gedanken in den hintersten Ecken meines Kopfes und verhöhnen mich; »ätsch, such uns doch!« Eine Weile mache ich ihr Katz-und-Maus-Spiel mit, bis ich zu müde bin immer wieder zu verlieren und doch keinen klaren Gedanken fassen zu können. Zu viele Gedankenfetzen, zu viele Ecken und Verwinkelungen.

So viele Ideen, so viel Potenzial – doch alles verschenkt. Ich bringe keine Worte auf das Papier und alles, was ich schreibe, scheint belanglos. Warum sollte das jemand lesen wollen? Die Gedanken eines Creators mit Schreibblockade. Doch wenn ich es schaffe, zu formulieren, was mich beschäftigt, kann ich es schaffen, mit meinen Worten zu inspirieren und zum Nachdenken anzuregen. Zumindest ist das die Hoffnung dahinter.

Es gibt so viele Themen, die immer noch ein Tabu sind und stigmatisiert werden. Es lohnt sich, dem entgegenzuwirken. Und wenn es nur für das eigene Gefühl ist. Zu etwas Nutze zu sein. Etwas Gutes auf dieser Welt zu tun.

Wir sind alle nur Menschen. Hinter jedem Influencer, hinter jeder Berühmtheit und jedem Künstler steht auch nur ein einfacher Mensch. Mit Fehlern und Macken, wie du und ich sie haben. Das wird leider oft vergessen und es wird erwartet, dass eine Person des öffentlichen Lebens immer abliefern muss. Schneller, schneller, weiter, höher.

Immer mehr und besser als das Mal zuvor. Die Erwartungen steigen; sowohl die der Konsumenten, als auch die eigenen. Aber es ist schlichtweg nicht möglich, immer nur abzuliefern. Denn es gibt etwas, das nennt sich »Leben«. Es ist chaotisch, es ist unvorhersehbar, und es kann manchmal ziemlich grausam sein.

Schicksalsschläge machen auch vor Internetpräsenzen und Prominenten keinen Halt. Jeder Mensch kann irgendwann von einem harten Schicksal ereilt werden – ob man darauf vorbereitet ist, oder eben nicht. Doch sobald man nicht wie gewohnt funktioniert, werden die ersten Kommentare laut und wilde Spekulationen werden geteilt. Anstatt den Menschen einfach mal Raum zu geben und sie das sein zu lassen, was sie eben sind; Menschen.

Dabei muss es sich nicht einmal zwangsläufig um einen Schicksalsschlag handeln. Genug andere Möglichkeiten können auch Grund für Unpässlichkeit sein. Es gibt immer wieder Momente und Phasen im Leben, in denen spielt der Kopf einfach nicht mit. Abertausende von Gedanken durchströmen uns, überkommen uns teilweise wie Flutwellen und wir können im ersten Moment nichts dagegen tun. Doch sobald man diese loswerden möchte, in welcher Form auch immer, ist der Kopf leer. Die Gedanken sind nicht wirklich weg, aber auch nicht mehr greifbar. Und so sitzt man da, Minuten, manchmal Stunden und starrt auf dieses leere Blatt Papier, das man eigentlich hätte füllen wollen.

Druck baut sich auf, weil sich die hohen Ansprüche manifestiert haben. Ich muss, ich muss, ich muss. Umso höher der Druck wird – zweitrangig, ob von innen oder von außen –, desto größer wird auch die Mauer, die dich daran hindert, etwas konstruktives von dir zu geben. Du erzwingst die Worte, bringst sie mit Gewalt auf’s Papier. Doch relativ schnell merkst du, dass es nicht das ist, was du dir vorgestellt hast und verwirfst den Text wieder. Vielleicht doch zwischenspeichern, man könnte eventuell nochmal was daraus machen und das Gedankengekritzel restaurieren.

So versinkt Text für Text, Zeile für Zeile in einem Archiv, das mehr Dekoration als würdiges Material zur Weiterverarbeitung ist. Worte, die einst hätten großes bewirken sollen, werden nun verblassen und mit der Zeit eine immer dickere Staubschicht ansetzen, bis sie schließlich gänzlich vergessen werden. Aus ihnen hätte so viel werden können, doch ist all das nichts wert, wenn der Kopf nicht tut wie ihm geheißen. Eine undurchdringliche Nebelschwade wabert in deinem Geist und verschleiert alles, was du hättest ans Tageslicht befördern wollen. Es fühlt sich surreal an, wie eine schwere Matte, die dein Kontrollzentrum lahmlegt.

Automatisierte Bewegungen sind kein Problem, das Denken jedoch wurde um ein hundertfaches verlangsamt. Alles verschwimmt zu einer zähen Masse, die mich zu vereinnahmen scheint. Dabei wollte ich doch nur einige Worte zu Papier bringen. Wieder einen glorreichen Beitrag in der Welt leisten, der mir das Gefühl gibt etwas zu bewirken. Doch das tue ich – so oder so. Ich muss nicht immer abliefern und mich selbst übertreffen.

Manchmal reicht es schon, in Worte zu fassen, was einen bewegt. Mitzuteilen, was einen beschäftigt. Vielleicht erinnert das einfach mal wieder an das Wesentliche. Nämlich an das Menschsein. Daran, dass wir mitfühlend im Umgang miteinander sein sollten und dass Perfektion nichts weiter als ein modernes Märchen ist, welches uns vorgaukelt etwas sein zu können, das fernab der Realität liegt. Wir dürfen Fehler machen. Wir dürfen uns eine Pause nehmen, wenn alles zu viel wird. Wir müssen nicht immer darbieten – das Leben ist keine Show und wir nicht ihre Affen.

Wir sind Menschen – perfekt unperfekt. Und genau das macht uns aus.