Depressionen sind eine ernstzunehmende Krankheit, die jeden treffen kann. Solltest du alleine keinen Ausweg finden, vertraue dich jemandem an und such dir Hilfe. Es ist mühselig und der erste Schritt ist meist der schwerste, aber es lohnt sich. Du bist nicht allein.


Worte fließen zäh von der Hand. Starre Blicke auf ein strahlendes Weiß. Leere. Zu leer. Und zu hell. Kontraste sollen entstehen, Lücken gefüllt werden. Aber nicht nur einfache Lückenfüller, sondern … Ja, was eigentlich? Etwas bedeutsames, weltbewegendes. Kontraste so deutlich, dass es wach rüttelt. Die immerwährende Müdigkeit versiegend, als würde man aus einem Traum gerissen. Hallo, hier bin ich – mach die Augen auf!

Doch der Trancezustand hält uns gefangen. Kontraste zu farblos, wenn gar vorhanden, die Blicke vernebelt. Der Verstand gehüllt in Seidentücher, verhindernd zu denken. Alles eine graue Landschaft – buntes graut aus. Die Einöde der Eintönigkeit saugt uns aus, nährt sich von uns wie die Mücke von unserem Blut. Ein dunkler Mantel legt sich um Schultern, vermittelt ein falsches Gefühl der Geborgenheit.

Eigentlich nimmt er nur die Luft zum Atmen, versucht uns langsam zu ersticken. Wir wehren uns nicht, unwissend der Konsequenzen, die folgen mögen. Eine tiefe Schwere macht jeden Schritt mühsam, bis wir im Treibsand zum Stehen kommen und versickern, ohne es zu bemerken. Die Nuancen des einst so bunten und fröhlichen Gemäldes verblassen immer weiter – bis wir uns nicht einmal mehr daran erinnern können, dass es jemals bunt gewesen ist – und es noch was anderes außer dem alles verzehrenden Grau gegeben hat.

Die Farbe bröckelt nieder, als wäre sie nie Teil des Bildes gewesen – längst überfällig, die Bühne zu verlassen –, versickernd im endlosen Boden wie Wasser in der Erde einer ausgetrockneten Pflanze.

Bewegungsunfähig stehen wir da, sehen uns selbst von außen beim Versinken zu. Jeglicher Versuch, sich zu befreien, bleibt erfolglos. Ein großes, schwarzes Loch, das alles zu verschlingen scheint – einschließlich uns selbst. Immer mehr verlieren wir den Bezug zur Realität, werden uns selbst immer fremder. Nichts. Nichts als gähnende Leere, tiefe Schwärze und Monstern, die hinter jeder Ecke lauern – nur darauf wartend, uns gänzlich verschlingen zu dürfen.

Fliegende Dämonen, die wie Aasgeier hoch oben kreisen und darauf warten, dass ihre Nahrung endlich den letzten Lebenswillen verliert, ihren letzten Atem aushaucht. Sie tragen dazu bei, dass die Schwere sich immer enger um unseren Hals schnürt – wir des Lebens überdrüssig werden.

Der Kopf so schwer – der Wunsch, einfach nur die Augen zu schließen, so stark. Nur kurz, ganz kurz. Einmal alle dem entkommen; dieser monotonen Szenerie, die einem Schreckensbild gleicht. Dunkelheit, so oder so. Von Kontrasten keine Spur. Alles geht ineinander über, als wäre es schon immer so gewesen.

Die Zeit steht still. Zeiger ticken, aber die Welt bleibt reglos. Gefangen in einer Zeitschleife, in der es weder Leben noch Tod gibt. Stickige Luft, stinkender Morast. Schlamm und Dreck, wo man nur hinsieht. Überall verteilt, wie Teer an uns haftend – einschränkend, lähmend.

Worte von außen dringen nicht mehr durch – zu laut kreischen die Aasgeier über uns, vermischt mit den eigenen Gedanken – im Kopf platziert wie Wanzen, die unser Denken mit einem Virus infizieren, bis wir nicht mehr unterscheiden können zwischen der eigenen Stimme und der der Dämonen.

Luft ist kaum noch da, das Bild beinahe ganz zerbröckelt. Aufgelöst in den giftigen Gasen, die nicht nur die Umgebung, sondern auch uns selbst zersetzen. Bis zum Halse im Sumpf, jeder Weg aussichtslos. Lichtblicke entgleiten der Wahrnehmung, zu getrübt ist der Blick und zu verloren die Hoffnung. Jede Rettung, wenn denn welche käme, wäre zu spät – vermeintlich.

Die Rettungsleine würde sich um den Hals schnüren wie zuvor der Mantel aus Dunkelheit, und bei jedem Ruck, würde weitere Luft entweichen – Luft, die nur noch zum Überleben reicht. Luft, die für eine Rettung nicht ausreichend wäre. Zu tief stecken wir im Morast, zu schwer liegt die Last auf unseren Schultern. Fallen lassen, sich der Dunkelheit hingeben – zu verlockend. Eins mit ihr werden und nie wieder kämpfen müssen – welch seliger Gedanke. Noch ein letztes Mal durchatmen bis … sich eine leise Stimme in dir rührt. Ganz leise, kaum wahrnehmbar. Mehr ein Hauch, aus dem innersten Kern unseres Seins.

Wir hatten es für verloren geglaubt, wie auch alles andere verloren gegangen war. Dabei war es nur vergessen. Vergessen und vergraben, unter all dem Schlick, den die Monster hinterließen. Der letzte Atem, deine Gedanken. Die Stimme wird lauter. Sie verändert etwas. Etwas, das wir für unabdingbar hielten. Mit letzter Kraft hebst du deinen Kopf, siehst einen hellen Punkt. Strahlendes weiß. Zu hell. Es passt nicht. Doch es ist ein Kontrast. Ein Kontrast, den es nie gab und du dir so sehr gewünscht hast.

Der Strick um den Hals sitzt bedrohlich eng – du schreist alle Luft hinaus, die dir noch bleibt. Bis nichts bleibt, außer Dunkelheit. Ein letzter Ruck, dann nichts mehr.

Doch dann wachst du auf.