Es ist schwer, gehört zu werden. Die Welt ist laut, und schnell. Worte haben kaum noch eine Bedeutung und es gibt nicht mehr viele Menschen, die zuhören können, weil sie dem Rausch und der Hektik des Alltags verfallen sind. Tiefe Gespräche sind leeren Floskeln gewichen. Jeder fragt, wie es dir geht, aber keiner hört zu wenn du zu antworten versuchst.

Meist sucht das Gegenüber nur einen einfachen Einstieg in ein Gespräch, wartet die Antwort auf die Frage »Hey, wie geht’s?« gar nicht mehr ab. Du weißt, dass die Frage nicht ernst gemeint ist, setzt ein Lächeln auf und antwortest mit den Worten, die von dir erwartet werden:»Gut, und selbst?« Smalltalk ist dir zuwider. Dafür ist die Zeit zu kostbar – meine, deine, jedermanns.

Doch nicht nur im realen Leben gibt es diese Problematiken. Heutzutage ist fast jeder auf Social Media vertreten. Wir posten Dinge, um Zuspruch, vielleicht sogar Anerkennung, zu finden. Aber in einer Welt voll von Kopien, Pseudonymen und Avataren ist es schwer, ein Individuum zu sein – oder auch zu bleiben.

Wenn man sich nicht von der Masse abhebt, geht man unter. Zu viel Raum nehmen das Internet und alle Dinge, die damit einhergehen, ein. Schon morgens, wenn wir aus Gewohnheit im Halbschlaf zum Handy greifen, werden wir von den sozialen Medien erschlagen. Uns bleibt kaum noch Luft zum Atmen, weil man nirgends mehr sicher vor diesen äußeren Einflüssen ist. Selbst in den eigenen vier Wänden wird man eingesogen in eine Welt voller Abgründe, Lügen, Schrecken und Gemeinheiten.

Wenn wir nicht aufpassen, werden wir ein Teil dieses Wahnsinns, ohne überhaupt zu merken, dass sich unser ganzer Lebensinhalt in einem Gerät abspielt, das in nahezu jede Hosentasche passt, und sich in einem Universum ereignet, das einzig und allein virtuell existiert. Wir sind süchtig nach Aufmerksamkeit, Likes und Konsum. Natürlich sind wir alle bereits Teil dessen, weil allein der heutige Lebensstandard es von uns verlangt, im Internet präsent zu sein und Geräte wie Handys, Laptops, PCs, Tablets oder Fernseher zu besitzen, um den Anforderungen des Lebens gerecht werden zu können.

Immer schneller, höher, lauter, weiter. Besser sein als die anderen. Am besten in allem besser sein. Diese falsche Vorstellung von Perfektionismus macht uns kaputt. Menschen sind nicht dafür geschaffen, perfekt zu sein. Selbst wenn etwas nach außen hin vielleicht perfekt aussehen mag, kann es im Inneren ganz anders aussehen. Niemand von uns weiß, was Influenzer, Streamer oder sonstige Personen des öffentlichen Lebens durchmachen, wenn sie ihr Gesicht gerade nicht in eine Kamera halten.

Vieles von alledem ist nicht echt. Es gibt unzählige Filter, Bildbearbeitungsprogramme, etc mit denen uns »Schönheit« vorgegaukelt wird. Und wir alle fallen darauf rein. Diese vermeintlichen Schönheitsideale färben auf die Menschheit ab und bringen einzig und allein die hässlichsten Seiten der Menschen hervor.

Es wird gewetteifert, wer schöner, schlanker, schlauer, heißer, größer oder einflussreicher ist. Alles ist darauf ausgelegt, im Wettkampf zu enden. Doch was meist unausgesprochen bleibt; dass dieser Lifestyle Leben kostet. Echte, reale Leben. Menschen wie du und ich gehen daran zugrunde, weil wir Teil eines Ideals sein wollen, das nicht existiert. Es ist nicht echt, aber es fordert echte Menschen.

Der Druck steigt, wird immer größer. Auf uns, unsere Kinder. Wenn man heutzutage etwas erreichen möchte, muss man sich Gehör verschaffen – vielleicht sogar mit allen Mitteln. Aber zu welchem Preis? Manche Menschen würden über Leichen gehen, um erfolgreich und berühmt zu werden, nur um sich nachher selbst als Opfer darzustellen und aus ihrer Geschichte noch Profit zu ziehen, indem sie ein Buch darüber veröffentlichen. Nahezu jeder veröffentlicht heutzutage Bücher – tausende und abertausende von Geschichten, die erzählt werden wollen.

Sie werden gehört, von den meisten. Suchen Gleichgesinnte, die ihr Leid teilen oder sich an Erfahrungen erfreuen. Wir teilen so viel von uns, dass man meinen könnte, es gäbe noch eine zweite Welt. Eine reale, echte, für die es sich zu leben lohnt. Und eine virtuelle, voller Schein und Missgunst. Es gibt sie wirklich.

Aber zu welchem Preis?