Du bist allgegenwärtig. In meinem Kopf, in meinem Herzen – jeder meiner Gedanken dreht sich um dich. Ich kann dir nicht entfliehen, egal wo ich bin. Du bist ein Teil von mir, ich trage dich in mir.

Ich habe dir einen Platz gegeben, den vor dir kein anderer bekam. Habe mich dir hingegeben und anvertraut. Habe dir Seiten an mir gezeigt, die zuvor noch nie jemand gesehen hat. Ich teilte meine Geheimnisse und meine Geschichte mit dir – und doch sitze ich nun alleine hier und bringe meine Worte auf’s Papier.

Du bist bei mir, aber auch nicht. Wir haben uns verändert. Da ist so viel unausgesprochenes, dass es eine Kluft zwischen uns gebildet hat. Wir sind uns nah, aber trotzdem unendlich weit entfernt. Unsere Herzen strecken die Arme nacheinander aus, aber die Distanz ist zu groß.

Ob wir nochmal die Kurve kriegen werden? Ich weiß es nicht. Ich wünsche es mir von ganzem Herzen – das tue ich wirklich. Wir haben so viel in diese Liebe investiert. Wir waren uns so sicher, von Anfang an. Wir haben uns einst ein Versprechen gegeben, voller Liebe und Überzeugung, das mit uns würde für immer sein.

Aber um eine Brücke zu bauen, braucht man mehr als nur Liebe. Beide müssen bereit sein, Opfer zu bringen. Es müssen Rohstoffe beschafft werden und es braucht eine ungefähre Ahnung, wie eine Brücke gebaut wird. Es bringt nichts eine Treppe zu bauen, wenn man gar nicht nach oben möchte oder nicht weiß, was man dort soll.

Eine Brücke hingegen muss von zwei Seiten gebaut werden. Jeder muss die Bereitschaft zeigen, erst einmal auf seiner Seite der Brücke zu bauen. Langsam, sorgsam. Stück für Stück, Stein um Stein.

Man wird sich an dem einen oder anderen Stein schneiden und sich vielleicht auch mal einen Finger einquetschen. Vielleicht stürzt die Brücke an manchen Stellen nochmal ein und man muss von vorn beginnen – einige Steine anders setzen als zuvor, damit es stabiler wird.

Doch wenn man die Brücke vollenden will, darf man nicht aufgeben. Jeder baut seine Seite weiter, bis man aufeinander stößt und die Brücke gemeinsam zum Abschluss bringen kann. Wird jedoch nur von einer Seite gebaut, wird die Brücke spätestens bei der Hälfte einstürzen und der, der gebaut und investiert hat und sich mehr als einmal verletzt haben wird, gerät ins Wanken und wird in den Abgrund stürzen.

Von da an wird es kein zurück mehr geben. Der Absturz würde schmerzhaft und es würde keine Leiter reichen, um da wieder heraus zukommen.

Daran sollten wir im Umgang miteinander immer denken. Eine Beziehung, in welcher Form auch immer, kann nur funktionieren, wenn beide bereit sind zu geben. Vielleicht wird der Bau in verschiedenem Tempo stattfinden, aber darum geht es auch gar nicht.

Es geht darum, dass zwei Menschen zueinander gefunden haben – ganz gleich ob freundschaftlich oder partnerschaftlich – die bereit sind, einander zu vertrauen, zu geben aber auch Rücksicht zu nehmen und gemeinsam daran zu arbeiten, auf einer Seite zu stehen. Solange man sich gegenseitig die Hand reicht und die Brücke gemeinsam passiert, ist nahezu alles möglich.

Und nur darauf kommt es an.