Ein weiteres Jahr im Ausnahmezustand liegt nun hinter uns. Die letzten Tage sind angebrochen, die Last liegt schwer auf unseren Schultern. Manche haben geliebte Menschen, oder ihre Arbeit, oder auch ihre Lebensfreude verloren. Wir alle haben jeden Tag gekämpft – ob im Job, mit der Familie, zuhause, oder ganz für sich im Stillen.

Die Ressourcen sind aufgebraucht, die Batterien leer. Die Welt steht still – und dennoch ist es so turbulent wie nie zuvor. Keiner von uns weiß, wie lange wir noch so leben müssen. Keiner von uns weiß, wohin das Alles noch führen wird. Und keiner von uns weiß, wie er* damit umgehen soll.

Gerade zur Weihnachtszeit wird einem nochmal mehr bewusst, wie ausgelaugt man eigentlich ist. Wenn man sich um noch mehr Dinge kümmern soll, als um den normalen Alltagswahnsinn – wobei selbst dafür meist schon die Kraft fehlt.

Vorbereitungen wollen getroffen werden, Geschenke wollen besorgt werden, Essen will eingekauft, geplant und zubereitet werden und Menschen wollen beachtet und umsorgt werden. Wie soll neben schmücken, planen, vorbereiten und den Überblick behalten noch Platz für uns selbst sein?

Manchmal ist das einfach unmöglich. Die Weihnachtsstimmung ist nicht mehr so ausgelassen, wie sie es noch vor ein paar Jahren war – zumindest bei mir. Ich kann keine Freude empfinden und mich unbeschwert komplett auf Weihnachten konzentrieren bei dem, was in der Welt vor sich geht.

Wir sind alle am Ende. Wir sind alle erschöpft. Wir wollen alle wieder zu einem ruhigeren Leben zurück – in eine Zeit, in der Corona für uns noch nicht existierte und die größte Weihnachtssorge war, dass Tante Frieda zum Weihnachtsfest kommt und man Mitte Dezember noch keine Geschenke besorgt hatte.

Da können wir noch so viele Achtsamkeitsübungen machen, oder Skills anwenden, oder präventive Maßnahmen ergreifen. Manchmal reicht das einfach nicht aus – oder ist komplett zu viel. Manche Dinge kann man nicht einfach weg atmen oder radikal akzeptieren. Und so wie das Leben auch, können nicht alle Texte immer positiv ausgehen, weil es Dinge im Leben gibt, für die keine glücklichen Enden vorgesehen sind. Tödliche Krankheiten, manche Unfälle, Corona. Niemand weiß, wie lange wir noch im Ausnahmezustand leben müssen – wie viele Leben das noch kosten wird.

Mehr als aushalten und durchhalten ist vielen aktuell nicht mehr möglich. Und manchmal ist das auch das Einzige, was man tun kann.

* Ich verwende das männliche Personalpronomen, meine damit aber natürlich alle Geschlechter und Menschen.